tuxnix Aber sie durchbricht die analoge Kette,
An der Stelle muss ich dann doch einhaken. Der digitale Zustand ist ausschließlich ein Zwischenspeicher. Das, was rein geht, ist analog und das, was rausgeht, ebenso. Eine Ausnahme bilden natürlich rein synthetisch erzeugte Klänge, die direkt in der Aufnahmesoftware erzeugt werden. Die bilden dann aber sozusagen den Beginn einer analogen Kette und diesen Beginn muss es immer irgendwo geben.
Ich kann alles nachvollziehen und das meiste auch unterschreiben, was du schreibst, aber es driftet mir doch etwas zu sehr ins Esotherische.
tuxnix aber sie überträgt nicht das was in einem Konzertsaal stattfindet.
Das tun Schallplatten auch nicht! Das liegt in der Natur von konservierter Akustik.
tuxnix Auch hat ein Computer keine neuronalen Netze. In einem PC steckt kein einziges Neuron.
Schon von KI gehört? Natürlich gibt es keine organischen Neuronen im Gehirn, aber die Logik der neuronalen Netze bilden die Grundlage für die KI und sie werden vom Computer nachgebildet.
tuxnix Aber ich denke, dass es dann trotzdem noch einen gewaltigen Unterschied macht ob man seine Kuh Jahrelang massiert bevor man sie isst oder das Ganze nur aus der Plastikverpackung herauspopeln muss.
Für einen normalen Konsumenten, der genau dieses Herauspopeln auch bei echtem Fleisch praktiziert, wird der Unterschied minimal bis nicht existent sein. Für den Selbstversorger natürlich nicht.
tuxnix CD und mp3 haben der Musikindustrie sehr viel Geld eingebracht.
Schallplatten nicht?
tuxnix Die Musiker sind dabei eher ärmer geworden und ob die Musik dabei besser geworden ist, möchte ich bezweifeln.
Wenn ich Musik komponiere und praktiziere, ich es mir prinzipiell recht egal, ob sie irgendwann auf Vinyl oder Silizium gespeichert wird. Das ist kein Kriterium beim Schaffensprozess!
tuxnix Ich denke nicht, dass das Digitale direkt schädlich ist oder eine schlechtere Tonqualität bedeutet.
Die Tonqualität ist besser! Direkt schädlich ist das Digitale sicherlich nicht. Was soll daran schädlich sein?!?!
tuxnix Aber sie durchbricht die analoge Kette, führt zu anderen Vertriebsarten und trennt dadurch auch die Musiker von den Rezipienten.
So, der Zirkel ist geschlossen: Das geht mir zu weit! Die Vertriebswege sind anders, ja, aber ich sehe jetzt nicht wirklich einen Unterschied zu beispielsweise ABBA, die ja noch mit Schallplattenverkäufen groß geworden sind. Wo war da der Bezug zwischen den Musikern und den Hörern? Der Punkt ist doch: Durch die Möglichkeit, Musik zu speichern, kannst du theoretisch mit einer einzigen Darbietung die ganze Welt erreichen. Das war ja das Magische damals, als Carusos Gesang oder Bismarks Stimme plötzlich im Wohnzimmer landen konnten. Aber natürlich klangen die nicht so, wie die beiden Herren in Echt klingen!
Natürlich ist diese Darbietung also nicht 1:1 übertragen worden! Und wenn das verwendete Mikrofon bis hin zum letztlich wiedergebenden Lautsprecher noch so qualitativ hochwertig ist. Das erwartet auch niemand. Aber wir sind diesem Anspruch deutlich näher gekommen durch die Weiterentwicklung von Mikrofonen, Verstärkern und Lautsprechern.
Wo ich mitgehen kann ist: Wenige Menschen konnten in diesen Genuss kommen, dass ihnen jemand mit sagenhafter Stimme mal ohne Zwischenspeicherung und ohne Klangwandlung durch Mikrofon, Mischpult, Lautsprecher direkt etwas ins Ohr gesungen hat. Das ist magisch! Zu wenige Menschen haben mal ein Sinfonieorchester direkt gesehen, wieder ohne Mikrofone usw. Ebenso, magisch! Ich kann mich glücklich schätzen, ich weiß, wie sich das anhört und v.a. anfühlt.
Wir sind gewohnt, Musik zu hören, die indirekt (ich nenne das jetzt einfach mal weiterhin so) ist. Das ist auch auf den meisten Konzerten so! Wäre die Möglichkeit, Akustik zu konservieren, nie erfunden worden, wäre die Welt eine andere. Die Menschen würden selbst mehr Musik machen, weil dieses Bedürfnis sehr menschlich ist. Andererseits wären uns sehr viele musikalische Eindrücke verborgen geblieben.
Daher sehe ich diese Abstufungen beim Genuss von Musik:
- Platz: Direkte Musik (intim: jemand singt einem ins Ohr)
- Platz: Direkte Musik im sozialen Kontext (unverstärktes Sinfonieorchester, Chöre, Stubenmusik, echtes Unplugged …)
- Platz: Live-Musik mit Verstärkung, die dann über Mikrofone bis hin zu den Verstärkern akustisch neu geformt wird
- Platz: gespeicherte Musik im sozialen Kontext (Disko, zu Hause mit Freunden, …)
- Platz: gespeicherte Musik allein
Diese Rangfolge kann aber auch anders sortiert sein. Ich gehe sehr sehr gerne auf Konzerte. Aber es lässt immer mehr nach, weil es die Leute immer weniger hinbekommen, dass das Konzert auch gut klingt. Gerade junge Bands können es einfach nicht! Das ist für mich ein ernsthaftes Problem! Alles wird zu Tode komprimiert (wie auf den Aufnahmen für die Alben) oder ist unfassbar basslastig. Daher werde ich mich künftig mehr auf die direkte Musik fokussieren.