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  • Was sagen Arbeitgeber zu "99%-Absolventen"?

Moin,
Hab eine rein hypothetische Frage oder eher ne Frage um Gewissensbisse zu beseitigen. Bin Heut das erste mal durch ne Klausur gefallen im Studium. Sonst liefs bisher super und ich hab jeder Klausur zu der ich mich angemeldet habe auch bestanden. Nehmen wir an ein Student hat sein Studium zu 95-99% beendet. Alles was noch fehlt sind vielleicht 1-2 Module und noch die Bachelorarbeit. Was sagen Arbeitgeber zu solchen Leuten? Kriegt man einen Ausbildungsplatz oder ist man überqualifiziert? Eine Stelle für einen Bachelor kriegt man ja sicherlich doch nicht, oder? Wir leben ja schließlich in Deutschland. Dem Land wo ein Zertifikat mehr aussagt als 20 Jahre berufserfahrung.

Was meint ihr dazu?
Ich bin schon ein paar Jahre in der Branche tätig. Spätestens nach dem zweiten Job interessieren die Noten/Prozente/Punkte keine Sau mehr.

Und nach ein paar weiteren Aufträgen auch der Abschluss nicht mehr 🙂
Danke Dirk für die Antwort 🙂

Naja kommt aber auch drauf an denke ich ob man selbstständig ist und Firmengründer oder halt sich irgendwo ne anstellung sucht..
Dirk schriebSpätestens nach dem zweiten Job interessieren die Noten/Prozente/Punkte keine Sau mehr.
Yepp - genauso ist es. Immer nur Bestnoten kriegen hat mir auch nicht geholfen - in einer völlig anderen Branche als Dirk. Einmal 'ne Klausur verkacken, nicht immer alles mit 110 von 100 möglichen Punkten machen - das ist am Ende ziemlich egal.

Ich kann dir aber auch verraten, was der Karrierekiller Nummer 1 ist: Wenn du's nicht durchziehst! Am Ende interessiert es potentielle Arbeitgeber herzlich wenig, ob du 'ne Schlosser-Lehre gemacht oder BWL studiert hast. Von mir auch gern etwas total absurdes wie balinesischen Tempeltanz oder tibetanisches Teppich-Knüpfen.

Aber ich habe hier ein wirklich gutes Diplom im Teppich-Knüpfen! Geh weg. du stiehlst mir meine Zeit. Sie haben also drei Semester balinesischen Tempeltanz studiert - wissen sie was? Unsere Personal-Abteilung ist gleich hier mal kurz den Gang runter, dritte Tür links - da können sie ihre Papiere abholen.

Du musst dir in freier Wildbahn ein etwas dickeres Fell zulegen. Ich meine es ja nur gut mir dir - wirst du noch brauchen.
Naja eure beiden Anwendungsfälle beschreiben aber nur Leute mit Berufserfahrung die schon drin sind.. mit berufsanfängern ist das doch sicherlich anders.

Kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass man wem ohne akademischen abschluss ne Bachelor/Master Stelle in nem Unternehmen gibt
Doch, das geht… also zumindest mit Vitamin B. Irgendwas brauchst du. Entweder Abschluss, gute Kontakte oder ausreichend (nachweisbare!) Praxis-Erfahrung.
Also ich versteh' grad das Grundproblem nicht: Du hast also eine einzige Klausur vergeigt. Na und? Noch mal schreiben und gut is'. Im schlimmsten Fall versaut dir das die Regelstudienzeit, mehr aber auch nicht.

@Creshal: … oder Papi gehört der Laden und Mami ist die Personalerin. 😛
Wer sein Studium nach 90% aus Langeweile beendet, wird - so wird der Arbeitgeber sagen - auch jede andere Arbeit nur zu 90% auführen. Für die meisten Stellen ist man damit ungeeignet, denn auch die langweilige Arbeit muß erledigt werden.
shibumi schriebKann mir irgendwie nicht vorstellen, dass man wem ohne akademischen abschluss ne Bachelor/Master Stelle in nem Unternehmen gibt
Weißt du, wenn ich mir die ganzen Bachelors und Masters so angucke, die putzen in den Laboren die Reagenzgläser, und rufen hin und wieder mal an, weil das Farbband im Thermodrucker falschrum eingelegt ist. 😃

Ne, ernsthaft: Du brauchst einen Abschluss. Irgendeinen. Und dann solltest du nicht erwarten, dass man dich direkt nach der Uni für 90000+Boni im Jahr einstellt, nur, weil du ein Stück Papier mit einer Bezeichnung drauf in der Tasche hast, die „umgerechnet“ einem Meisterbrief entspricht.

… und Berufserfahrung fällt einem nicht in die Wiege, du muss man sammeln 🙂
qui schriebAlso ich versteh' grad das Grundproblem nicht: Du hast also eine einzige Klausur vergeigt. Na und? Noch mal schreiben und gut is'. Im schlimmsten Fall versaut dir das die Regelstudienzeit, mehr aber auch nicht.
Ja, diese Frage ging mir auch gerade durch den Kopf?! Wo genau ist jetzt das Problem bzw. was genau ist jetzt hier die Frage?

Ich bin während meines Studiums durch so einige Klausuren gefallen und durfte sie noch einmal wiederholen. Ich persönlich kenne niemanden, der alle Klausuren während des Studiums auf Anhieb gepackt hat. Irgendwo strauchelt jeder, aber dann muss man eben cool bleiben und sich auf seinen Arsch setzen und lernen!

Ich kenne auch nur sehr wenige, die ihr Studium in der Regelstudienzeit geschafft haben. Ich selber gehörte nicht dazu. 😉 War aber eh noch nie ein Musterschüler und habe das Studentendasein auch in vollen Zügen "ausgenutzt" und genossen. 😉 Die Studentenzeit werde ich jedenfalls aus vielerlei Gründen in meinem Leben niemals vergessen und immer in toller Erinnerung behalten. 😉

Darüber hinaus habe ich ich vor meinem Studium (Elektrotechnik) bereits eine Berufsausbildung (Mechatroniker) gemacht und habe einige Jahre gearbeitet. Jetzt habe ich meinen Bachelor und stehe voll im Berufsleben eines Ingenieurs (inkl. gutem Verdienst).

Wie matthias und Dirk schon anmerkten, sind Noten/Prozente/Punkte wenn überhaupt eh nur für die erste Bewerbung nach dem Studium "relevant". Desto mehr Berufserfahrung man sammelt und desto mehr Kontakte man knüpft, desto unwichtiger werden die Leistungen während des Studiums bzw. allgemein während der Ausbildung.

Das Studium ist nur ein Sprungbrett, wenn man das Sprungbrett nicht nutzt, dann bringen die besten Haltungsnoten nichts!!!
@qui @kar
Es geht hier in dem thread nicht direkt um mich. Wollt einfach mal die Frage in den Raum werfen ob es realistisch ist ,dass man für alles Zertifikate heutzutage brauch oder obs einfach überzogen ist und man vllt trotzdem so eingestellt wird..
Zertifikate sind wichtig, keine Frage. Auch wenn du nur Wasservögel im freiwilligen sozialen Jahr auf einer einsamen Nordsee-Insel zählst, dann solltest du dir das in jedem Fall bescheinigen lassen. Es ist wichtig, dass jemand sieht, dass du wirklich auch gemacht hast.

Aber am Ende geht es eher um Leute, die sich auf dich verlassen - vielleicht auch ganz ohne Zertifikat.
  • [gelöscht]

Was sagen Arbeitgeber zu "99%-Absolventen" (ohne Berufserfahrung?)

Wenn du noch nicht aufgegeben hast, das selbe wie zu einem Absolventen ohne Berufserfahrung.

> Wir sind sehr interessiert, sind sie bereit für einen miesen scheiss Lohn zu arbeiten? <

Zur vergeigten Klausur: Wirst du diesen Zettel, auf dem auch die vergeigten Module aufgelistet sind, deinem potentiellen Arbeitgeber abgeben?
Ich arbeite in einer Position, in der ich auch über Einstellungen entscheide.
Bei einer Stellenausschreibung kommt – je nachdem um was für eine Stelle es sich handelt – ein ganzer Stapel an Bewerbungen rein. Da gilt es erstmal, die Spreu vom Weizen zu trennen und auszuwählen, wer überhaupt zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird.

Eine Ausbildung kurz vor Schluss abgebrochen zu haben, ist bei der Sichtung und Bewertung von Bewerbungsunterlagen ein KO-Kriterium. Als Arbeitgeber erwartet man von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, dass sie sich nicht durch Schwierigkeiten oder Scheitern aus der Bahn werfen lassen, sondern ihre Sache durchziehen, auch wenn es mal weh tut.

Abschlussnoten sind nicht ausschlaggebend, weil die so gut wie keine Praxisrelevanz haben. Natürlich kann ein(e) Bewerber(in) mit mäßigen Abschlussnoten ein(e) exzellente(r) Mitarbeiter(in) sein.

Dirk hat völlig recht. Die Abschlussnoten sind nicht wesentlich. Und mit den Jahren erfolgreicher Berufspraxis werden auch die Abschlüsse selbst zunehmend uninteressant. Aber ein Abbruch vor letzten Hürden ist ein schwerwiegender Makel im beruflichen Lebenslauf.

Gruß, Werner
Naja gibt es keinen Unterschied zwischen abbrechen und abgebrochen werden? Ist ja ein erheblicher Unterschied ob man das Studium freiwillig abbrechen muss aus finanziellen Gründen oder aus der Uni gekickt wird wegen mehrfachen durchfallens im gleichen Modul.

Frage ist was von beiden schlimmer ist. Wenn man aus finanziellen Gründen abbrechen muss oder weil man am Ende verkackt weil einem ein Modul nicht liegt?
Wie würdest du das bewerten Werner?

Ich bin zb im Moment im 4. Semester und beides ist noch gut möglich bei mir. Wobei ich eher denke bevor letzteres eintrifft geht mir vorher eher das Geld aus..
Frage ist auch ob man nicht so einem Studienabbrecher dann doch wenigstens ne Ausbildungsstelle anbietet und danach halt übernommen wird.

Hannover hat da zb ein IT-Auffangbecken für Studienabbrecher die dann verkürzt ne Ausbildung machen können.. statt 3 Jahre nur 18 Monate oder so.
Eine Bewerbung ist halt nicht der richtige Ort und Zeitpunkt, um darzustellen, aus welchem Grunde man etwas abgebrochen hat. Für den künftigen Arbeitgeber sind nur die bisherigen Erfolge interessant. Wenn ein Bewerber eine Ausbildung abgebrochen hat, dann hoffentlich zugunsten eines besseren, höheren oder andersartigen Zieles.

Speziell zum IT-Bereich kann ich nicht viel sagen, da ich selber im Sozialbereich arbeite. Ein Ausbildungs-Downgrade halte ich jedoch im Allgemeinen für schlecht. In sozialen Berufen gibt es beispielsweise angehende Erzieher(innen), die während der Ausbildung ein Downgrade machen auf sozialpädagogische(n) Assistent(in). Sowas sieht nicht gut aus und führt selbst bei eklatantem Fachkraftmangel in diesem Bereich zu erheblichen Schwierigkeiten, irgendwo unter zu kommen.

Etwas anderes wäre es, wenn jemand beispielsweise 4 Semester Informatik studiert, sich umorientiert und eine Ausbildung zum Ergotherapeuten abgeschlossen hätte. So eine hervorstechende Bewerbung würde ich mir aktuell wünschen. Vielseitige und vielfältige Fähigkeiten sind ein sehr starker Pluspunkt. Die Abschlussnoten wären mir bei einer solchen Bewerbung relativ egal.

Das "IT-Auffangbecken", von dem du sprichst, kenne ich leider nicht. Aber eine Ausbildungverkürzung von 3 Jahren auf 18 Monate hört sich auf jeden Fall mal interessant an (falls der Abschluss mit einer dreijährigen Ausbildung identisch ist).

Gruß, Werner
Aus finanziellen Gründen abzubrechen ist doch durch die bestehenden Möglichkeiten kein plausibler Grund oder? Ich würde behaupten, Bafög reicht für fast alle Städte aus, nur in München könnte es durch die Mieten sehr knapp werden denk ich.
Nee - da muss ich deutlich widersprechen. Bafög reicht hinten und vorne nicht, selbst wenn du (sehr unwahrscheinlich) den Höchstsatz bekommst. Das reicht auch in Münster oder Bielefeld nicht. Und du häufst ja sowieso nur neue Schulden damit an. Ich und meine KommilitonInnen (später: Studierende) durften immer fleissig jobben gehen - so morgens 5 Uhr 30 im Hafen.

Deswegen wird dir auch von Arbeitgeber-Seite total nachgesehen, wenn du die Regelstudienzeit nicht schaffst. Die ist nämlich sowieso utopisch. Aber es wird wohl schon sehr genau darauf geachtet, ob es wirklich nur an ein paar fehlenden Kröten am Monatsende, oder an mangelden Leistungen liegt.
Also ich studiere in Stuttgart und ich würde behaupten (mein Mitbewohner hat das so gemacht), dass man mit 700€/Monat leben kann. Klar, da kann man sich nicht großartig Luxus leisten, aber wenn man möchte kommt man damit über die Runden. Ich gebe zu, über 25 mit Krankenversicherung ist das hinfällig...
Die Schulden vom Bafög sind für mich auch kein Argument, weil max. 10.000€ in 20 Jahren abzubezahlen sollte doch für jeden Job machbar sein, sicher für einen Ingenieur leichter als für ein soziales Studium. Aber bevor ich das Studium nach dem 4. Semester abbreche, nehme ich doch lieber noch einen Studiumskredit auf oder nicht?
Na ja, klar. Man kann natürlich 'n Sixpack "Pennerbier" von Aldi trinken, aber wenn ich die Wahl habe, greife ich doch lieber zu drei Falschen Tannenzäpfle zum fast gleichen Preis.