Ovion schriebDadurch, dass die ÖR keine Geldsorgen haben brauchen, weil ihnen keine Werbekunden abspringen können [...]
Im TV-Bereich gibt's in Deutschland nur zwei große Vermarkter - die Tochterfirmen von RTL und ProSiebenSat.1. Faktisch haben wir in Dtl. ein Werbe-Duopol im Fernsehen. Da wird's schwierig "abzuspringen" 😉
Ovion schrieb[...] weil sie Gebüren bekommen, machen sie sich nicht überflüssig, wenn sie nicht alle bedienen, weil ihr Auftrag eben der ist, ein unabhängiges Programm (auch finanziell unabhängig, was die Privaten nun mal nicht sind) zu stellen.
Die Unabhängigkeit ist richtig und wichtig, aber Fakt ist auch, dass die Öffis per Gesetz beauftragt sind, Programm
für alle zu machen. Das bereitet ihnen grade im Hinblick auf ein junges Publikum seit geraumer Zeit große Sorgen (wobei "junges Publikum" jünger als 50 meint :o )
Ovion schriebAllerdings muss ich sagen, dass die englische BBC mit weit weniger Geld ein weit besseres Programm auf die Beine stellt, dass afaik nicht von weniger Leuten geguckt wird.
Gern gebrachtes Beispiel, das aber i. A. daher rührt, dass wir hier in Dtl. nur die - in der Tat sehr guten - Hochglanzproduktionen der BBC zu sehen bekommen. Dabei darf man aber auch nicht vergessen, dass die BBC neben ihren Gebühreneinnahmen in weitaus größerem Umfang als etwa ARD und ZDF kommerziell tätig sein darf. So verkauft die BBC ihre Dokus und Serien bspw. weltweit und macht damit ein "nettes" Nebengeschäft. Dabei hat die BBC auch den Vorteil, dass es weltweit einfach viel mehr englische Muttersprachler gibt als deutsche - der Markt für englischsprachige Produktionen ist wesentlich größer als der für deutsche.
Ovion schriebMeiner Meinung nach ist die Qualität der BBC-Serien, -Dokus etc. ohnegleichen im deutschen ÖR (bei kleinerem Budget), aber das mag nur meine Meinung sein. Schade finde ich es dennoch.
Na ja, die Dokus sind bspw. so teuer, dass eh (fast) immer mehrere Rundfunkanstalten bei der Produktion kooperieren. Bei der berühmten BBC-Doku "Unsere Erde" waren unter anderen auch der WDR und Bayerische Rundfunk an der Produktion beteiligt.
Ovion schriebWenn ich dafür bezahlt habe, sollen die Sachen bitte auch für immer in einer Onlinemediathek abrufbar sein, die Argumentation von wegen "Marktverzerrung" halte ich für Kappes, weil ÖR-Rundfunk IMMER eine Wettbewerbsverzerrung ist, wenn man wirklich Wettbewerbsverzerrungen vermeiden möchte, muss man den ÖRR abschaffen. Die Frage ist nur, will man das?
Darüber hat's ja schon diverse Auseinandersetzungen - zuletzt auf EU-Ebene - gegeben. Da im Internet alle Medienunternehmen miteinander in Konkurrenz stehen, ist das ein "Dauerbrenner" für die Medienpolitik. Früher - also "vor" dem Internet - war alles einfacher: Fernsehen, Radio und Zeitungen hatten jeweils ihre getrennten Publikationswege und sind sich gegenseitig kaum ins Gehege gekommen. Heute ist das anders 🙂
Ovion schriebEin "Konkurrenzdenken" zu den Privaten besteht meines Erachtens gerade nicht, weil die ÖR eben NICHT auf Fremdgeld durch Werbung etc. angewiesen sind, sondern durch ihre finanziell stabile Lage komplett freie Hand haben, alles zu bringen und eben NICHT auf Quote schielen zu müssen.
Na ja, es wird ja auch nicht nur auf die Quote "geschielt". Sonst würde es keine anspruchsvollen Fernsehfilme im Ersten geben, keine Konzerte oder auch Opern und Operetten bei 3Sat, kein werbefreies Kinderprogramm beim KiKa etc. pp. Dennoch muss man als TV-Macher
auch auf die Quote schauen, denn jeder Fernsehmacher will möglichst
viele Menschen erreichen. Kein Programmplaner, Redakteuer oder Fernsehfilm-Regisseur schämt sich dafür, dass sein Programm viele Menschen erreicht hat.
Ziel ist so gut wie immer, eine
Balance bzw. eine
Mischung zu erreichen zwischen Quote und Anspruch. Und meines Wissens sind die Öffis die einzigen, die es auch mal hinnehmen, etwas zu senden, bei dem von vornherein klar ist, dass nicht allzu viele Menschen zugucken oder zuhören werden.
Und manchmal wundert man sich sogar, dass dann doch viele hinsehen. Bsp.:
Die ARD-Themenwoche im vergangenen Jahr übers Sterben. Frage: Würde RTL sich in seinem Programm eine Woche lang hauptsächlich mit dem Thema Tod und Sterben auseinander setzen?
Ovion schriebIch stimme dir zu, dass für alle etwas dabei sein sollte (was es aktuell de facto nicht ist).
Wie Du den Nachweis führen willst, dass es "de facto" nicht so ist, würde mich interessieren 😉 - was nicht heißt, dass Du unrecht hast. Ich knirsche bei vielem, was die Öffis senden auch mit den Zähnen, aber komischer Weise finde ich dann schlussendlich bei ihnen noch am ehesten die Sachen, die mich interessieren, abgesehen von US-Filmen und -Serien, die ich zunehmend nur noch per DVD sehe, da mich die Werbeunterbrechungen und die Sendezeiten bei Pro7 & Co. nur noch nerven.