wirr schrieb
Ist das jetzt gut oder schlecht oder normal oder unvermeidlich?
Ich vermute, es ist unvermeidlich.
Im Zentrum unseres Gehirns befindet sich das limbische System. In dem Teil des Gehirns sitzen die archaischen Schaltungen, die für Triebe, Revier- und Konkurrenzverhalten zuständig sind. Dort wird auch das Belohnungssystem geschaltet. Das ist hart verdrahtet.
Ideologische Systeme neigen dazu, diesen Teil des Menschen zu verleugnen. Der lässt sich aber weder verleugnen noch verbieten und auch nicht wegbeten.
Die soziale Intelligenz ist im Großhirn angesiedelt. Wie @k.osmo das so treffend angedeutet hat: Soziales Verhalten braucht keine Ideologie, es ist häufig einfach nur vernünftig.
Triebverhalten kann durch Vernunft und soziale Intelligenz reguliert wrden. Umgekehrt ist das aber auch der Fall: Vernunft kann durch Triebverhalten umprogrammiert werden.
Ich denke, dass wir an einer kulturellen Weggabelung stehen, wo wir uns schleunigst entscheiden sollten, was wir wollen: Soll soziale Vernunft das Triebverhalten regulieren, oder Triebverhalten die soziale Vernunft?
In alten Begriffen hat man diesen gesellschaftlichen Gegensatz als Sozialismus und Kapitalismus bezeichnet.
Frank Schirrmacher hat diese gesellschaftlichen Mechanismen in seinem Buch »
Ego: Das Spiel des Lebens« eindrucksvoll und präzise analysiert. Sehr lesenswert!
Für meinen Teil ist klar, was ich will. Und manchmal erschrecke ich ein wenig, wenn ich feststelle, wie weit soziale Intelligenz bereits in die Rolle subversiven Handelns abgedrängt worden ist.
Gruß, Werner