Arch Linux

Farbmanagement mit Arch und Cinnamon.

werna

Ich wollte jetzt endlich meine Monitore der verschiedenen PCs profillieren.
Ich entwickle gerne meine Raws in Darktable, da ist mir eine Korrekte Farbwiedergabe schon wichtig.

Habe jetzt mal beim Lenovo T410 angefangen.

Als Colorimeter verwende ich ein Datacolor Spyder 3
habe mich erstmal für den vermeintlich einfachsten Weg entschieden und dispcalGUI installiert.

Der Spyder wird erkannt die Profilierung läuft durch.

Weißpunkt für Umgebungslicht habe ich auf 6500 eingestellt und testweise auch mal auf 5000
Kalibrierungsgeschwindigkeit niedrig
Profilqualität hoch

rest wie vorgegeben.

Wenn ich das damit erzeugte ICC Profil aktiviere, werden die Farben aber für mein dafürhalten viel zu Warm dargestellt?
Es stimmt schon dass mein Lenovo von Haus aus einen Blaustich hatte, aber so ists jetzt einfach zu warm.
die grauen Fensterflächen von Cinnamon sind fast bräunlich.

Ich glaube nicht dass das so stimmt.

hat wer ähnliche Erfahrungen.
Wie sollte ich besser Vorgehen?
Sollte ich das Profil unter Windows erstellen und dann importieren? das hier wäre eine dualbootmaschine.
Der andere Rechner der auch zu Profilieren wäre allerdings nicht.

Ich lade nachher mal in Video hoch dann sieht mans deutlich.

Werner

Das T410 hat meiner Kenntnis nach ein TN-Panel mit einem Farbraum kleiner als sRGB.
Was TN-Panels anbetrifft, sind die Farbabweichungen der Betrachtungswinkel zu groß, als das die Auswahl einer hohen Profilqualität sinnvoll wäre. Die Einstellung »Laptop (Gamma 2,2)« in DispcalGUI reicht völlig aus und dauert bei der Profilierung auch nicht so lange.

Die von dir gewählten 5000 Kelvin sind Norm in farbverbindlich arbeitender Druckvorstufe. Das Licht ist stark gelblich und entspricht einem weißen Blatt Papier, das mit einer Normlichtlampe D50 beleuchtet wird: ein Blatt Papier bei Abendsonne.
Mit 5000 Kelvin zu arbeiten, ist im Grunde nur sinnvoll, wenn sowohl der Bildschirm als auch das Umgebungslicht (der Prints) dieser Norm entsprechen. Ein Umgebungslicht von 6500 Kelvin (D65 = kaltes Neon-Bürolicht) und ein auf 5000 Kelvin profilierter Monitor passen schlecht zusammen.

Bei deinem T430 rate ich dir eher zu einer Farbtemperatur, die relativ nahe an der nativen Farbtemperatur deines Displays liegt. Die Anpassung der Farbtemperatur erfolgt durch Reduktion von RGB-Werten, wodurch der ohnehin kleine ~~Farbraum~~ Farbumfang deines Displays zusätzlich beschnitten wird. Weicht die profilierte Farbtemperatur zu stark von der nativen ab, kommt es mit Sicherheit zu Banding. Um den Blaustich des Displays los zu werden, würde ich dir eine Farbtemperatur im Bereich von 6200 bis 6500 Kelvin empfehlen.

Ein Profil unter Windows erstellen und unter Linux einbinden, würde auch gehen. Da sollte man nur drauf achten, dass man ICC v2 (und nicht ICC v4) wählt. Aber die DispcalGUI-Profile sind sehr gut, die Messprozedur dauert nur etwas länger.

Falls du die Größe und Ausrichtung des Farbraumes deines Displays prüfen möchtest, bietet sich dazu ICC-View an.

Gruß, Werner

werna

Danke

wie finde ich die native Farbtemperatur des Displays raus?

kann ich die mit dem colorimeter messen?
muss ich die googeln

Creshal

> Das T410 hat meiner Kenntnis nach ein TN-Panel mit einem Farbraum kleiner als sRGB.

"Kleiner als sRGB" ist eine nette Untertreibung. "Unter aller Sau" triffts eher. Das Ding zu kalibrieren bringt so viel wie nen Trabbi tieferzulegen. 🙂

Werner

werna schrieb wie finde ich die native Farbtemperatur des Displays raus?

Über die DispcalGUI-Menüleiste -> Werkzeuge -> Unkalibriertes Anzeigegerät messen. Um das Kurzprotokoll aufzurufen gibt es dort den Menüpunkt Protokollfenster anzeigen.

Creshal schrieb "Kleiner als sRGB" ist eine nette Untertreibung. "Unter aller Sau" triffts eher.

OK, ich gebe zu, das war ein Euphemismus 🙂
Aber dennoch: Besser ein gut profilierter kleiner Farbraum als ein nicht profilierter AdobeRGB-Farbraum mit aus dem Ruder gelaufener Farbdarstellung.

Gruß, Werner

werna

dass das Display an sich nix taugt ist mir schon klar.

ich lass später nochmal eine Profilierung laufen und schaus mir nochmal an.

in der Zwischenzeit hier nochmal das Video.
klar die Kamera verfälschts nochmal, und hat auch unterbelichtet, der Weißabgleich war da aber blockiert.

https://www.youtube.com/watch?v=dsO6HMDprXs

Weißpunkt war auf 5000 eingestellt, habe aber auch ein Profil für 6500 probiert, war auch zu warm

Werner

Oha, eine sRGB-Abdeckung von etwa 48 Prozent. Das ist wirklich schlecht.

Den Weißpunkt kann ich anhand des Videos nur schwer beurteilen. Was mir auffällt, ist der blaue Hintergrund von DispcalGUI im nicht profilierten Modus. Der Hintergrund hat real den Farbwert #DEDEDE bzw. rgb(222, 222, 222), ist also ein neutrales Hellgrau. Der profilierte Modus mit 5000 Kelvin kommt dem im Video – abgesehen vom D50-Gelbstich – nach meinem Eindruck näher.

Wenn dir sogar 6500 Kelvin zu warm vorkommen, könnte das daran liegen, dass deine Augen an einen zu hohen Wert gewöhnt sind. Es gibt Notebook-TN-Panels, die kommen unprofiliert mit ihrem Blaustich an 8000 Kelvin ran. Ich arbeite z. B. bevorzugt mit 5800 - 6000 Kelvin. Wenn ich mal an einem Monitor mit 6500 Kelvin sitzen muss, empfinde ich den zunächst als blaustichig. Da sollte man den Augen etwas Zeit lassen, um sich zu gewöhnen.

Wie ist denn die native Farbtemperatur deines Displays?

Gruß, Werner

werna

Wenn ich "unkalibriertes Anzeigegerät messen" wähle bekomme ich folgendes Protokoll raus

14:17:14,122 dispcalGUI 3.0.0.0 2015-05-03T00:13:10.879834Z
14:17:14,124 Linux #1 SMP PREEMPT Wed Jul 22 20:37:12 CEST 2015 (  )
14:17:14,125 Python 2.7.10 (default, May 26 2015, 04:16:29) 
14:17:14,125 [GCC 5.1.0]
14:17:14,126 wxPython 3.0.2.0 gtk2 (classic)
14:17:14,126 Encoding: UTF-8
14:17:14,126 File system encoding: UTF-8
14:17:14,127 Starte...
14:17:14,127 Audio-Modul: wx 3.0.2.0
14:17:14,127 /usr/sbin
14:17:14,128 Argyll CMS 1.7.0
14:17:14,128 Verify: 'test.cal' IS loaded (discrepancy 0.0%)
14:17:14,128 Initialisiere GUI...
14:17:14,129 
14:17:14,129 ...ok.
14:17:14,129 Bereit.
14:17:14,413 Starte Skript-Host unter 127.0.0.1:15411
14:17:14,416 Auf Programmaktualisierung überprüfen...
14:17:16,015 Es ist eine Programmaktualisierung verfügbar: 3.0.3.0
14:18:09,404 --------------------------------------------------------------------------------
14:18:09,405 Unkalibriertes Anzeigegerät messen (Kurzreport)
14:18:09,408 --------------------------------------------------------------------------------
14:18:09,409 Befehlszeile:
14:18:09,409   dispcal
14:18:09,410     -v2
14:18:09,410     -d1
14:18:09,411     -c1
14:18:09,411     -yn
14:18:09,412     "-P0.500572737686,0.501501501502,1.5"
14:18:09,413     -R
14:18:09,414 
14:18:09,423 dispcalGUI: Starting interaction with subprocess
14:18:09,510 Setting up the instrument
14:18:09,585 
14:18:11,118 Instrument Type:   Datacolor Spyder3
14:18:11,119 Serial Number:     01004236
14:18:11,119 Hardware version:  0x0407
14:18:11,352 Place instrument on test window.
14:18:11,353 dispcalGUI: Waiting for send buffer
14:18:11,404 dispcalGUI: Sending buffer: ' '
14:18:11,455 Hit Esc or Q to give up, any other key to continue:
14:18:22,128 Patch 3 of 3
14:19:08,985 Patch 17 of 17
14:19:08,987 Uncalibrated response:
14:19:08,989 Black level = 2.9099 cd/m^2
14:19:08,990 50%   level = 39.30 cd/m^2
14:19:08,991 White level = 219.85 cd/m^2
14:19:08,993 Aprox. gamma = 2.48
14:19:08,997 Contrast ratio = 76:1
14:19:08,997 White chromaticity coordinates 0.3126, 0.3218
14:19:08,998 White    Correlated Color Temperature = 6569K, DE 2K to locus =  0.8
14:19:08,998 White Correlated Daylight Temperature = 6573K, DE 2K to locus =  5.2
14:19:08,998 White        Visual Color Temperature = 6597K, DE 2K to locus =  0.7
14:19:08,999 White     Visual Daylight Temperature = 6798K, DE 2K to locus =  5.0
14:19:08,999 Effective Video LUT entry depth seems to be 8 bits
14:19:08,999 The instrument can be removed from the screen.
14:19:08,000 dispcalGUI: Reached EOF (OK)
14:20:00,657 14:19:57: Warning: Mismatch between the program and library build versions
14:20:00,658 detected.
14:20:00,658 The library used 3.0 (wchar_t,compiler with C++ ABI 1008,wx
14:20:00,659 containers,compatible with 2.8),
14:20:00,659 and wxPython used 3.0 (wchar_t,compiler with C++ ABI 1002,wx
14:20:00,660 containers,compatible with 2.8).
14:20:31,050 --------------------------------------------------------------------------------
14:20:31,052 Unkalibriertes Anzeigegerät messen (Kurzreport)
14:20:31,053 --------------------------------------------------------------------------------
14:20:31,054 Befehlszeile:
14:20:31,055   dispcal
14:20:31,055     -v2
14:20:31,056     -d1
14:20:31,057     -c1
14:20:31,057     -yn
14:20:31,058     "-P0.500572737686,0.501501501502,1.5"
14:20:31,059     -R
14:20:31,060 
14:20:31,070 dispcalGUI: Starting interaction with subprocess
14:20:31,118 
14:20:31,139 Setting up the instrument
14:20:31,189 
14:20:32,767 Instrument Type:   Datacolor Spyder3
14:20:32,768 Serial Number:     01004236
14:20:32,769 Hardware version:  0x0407
14:20:32,996 Place instrument on test window.
14:20:32,998 dispcalGUI: Waiting for send buffer
14:20:33,048 dispcalGUI: Sending buffer: ' '
14:20:33,100 Hit Esc or Q to give up, any other key to continue:
14:20:43,693 Patch 3 of 3
14:21:29,147 Patch 17 of 17
14:21:29,149 Uncalibrated response:
14:21:29,152 Black level = 2.9120 cd/m^2
14:21:29,154 50%   level = 39.45 cd/m^2
14:21:29,155 White level = 219.85 cd/m^2
14:21:29,156 Aprox. gamma = 2.48
14:21:29,157 Contrast ratio = 75:1
14:21:29,163 White chromaticity coordinates 0.3126, 0.3213
14:21:29,165 White    Correlated Color Temperature = 6570K, DE 2K to locus =  1.2
14:21:29,165 White Correlated Daylight Temperature = 6575K, DE 2K to locus =  5.6
14:21:29,166 White        Visual Color Temperature = 6616K, DE 2K to locus =  1.2
14:21:29,166 White     Visual Daylight Temperature = 6820K, DE 2K to locus =  5.4
14:21:29,167 Effective Video LUT entry depth seems to be 8 bits
14:21:29,167 The instrument can be removed from the screen.
14:21:29,168 dispcalGUI: Reached EOF (OK)

Werner

Der native Weißpunkt ist mit ca. 6600 Kelvin OK. Eine Profilierung mit 6500 Kelvin wäre für den Erhalt des spärlichen Farbumfanges ideal.
Der Blaustich liegt nicht am Weißpunkt, sondern an der fehlenden Farbausrichtung. Nach der Profilierung solltest du im Rahmen der Möglichkeiten des Displays auf jeden Fall einen neutraleren Grauverlauf haben.

Ein ergänzender Tipp:
Zur subjektiven visuellen Beurteilung des erstellten Monitorprofiles ist der Vergleich von Bildmaterial in Chromium und dem Firefox nützlich:
Chromium unterstützt keine Monitorprofile, sondern nur in Bildern eingebettete Farbprofile.
Firefox hingegen verwendet auch das Monitorprofil, wenn es zugewiesen worden ist. Bei mir ist die entsprechende Einstellung unter about:config:

gfx.color_management.display_profile;/home/werner/Vorlagen/Farbprofile/T530.icc
gfx.color_management.enablev4;true
gfx.color_management.mode;1

Beim unteren Eintrag schaltet die "1" das Full Color Management scharf. Weitergehende sehr gute Infos darüber gibt's bei Gballard.

Gruß, Werner

werna

danke,
dann lass ich am Abend nochmal eine Profilierung laufen.

um meine einzelnen Programme muss ich mich auch noch kümmern.

bei digikam und gimp habe ichs in den Einstellungen gefunden.
unklar ist mir noch wie Darktable Profile handhabt.
und einen Bildbetrachter der Profile anwendet bräuchte ich auch noch, momentan verwende ich Viewnoir.

Danke und gruß
W

Werner

Das Schöne an den Standards ist, dass es soviele davon gibt 🙂

Den meisten Programmen ist egal, wo das Monitorprofil liegt, der Pfad kann in den Einstellungen zugewiesen werden. Ich selbst habe der schnellen Greifbarkeit halber die Profile immer auch im Homeverzeichnis unter Vorlagen/ICC-Profile/ liegen.

Bei Inkscape und Scribus ist es anders. Die Profile werden nur dann gefunden, wenn sie im Standardverzeichnis liegen. Bei Arch ist das

/usr/share/color/icc/colord/

Das Monitorprofil muss dort hineinkopiert werden und sollte mit 755-Rechten versehen werden.

Bei Darktable ist es wieder anders. Darktable greift automatisch auf das im System gesetzte Monitorprofil zu. Bei DEs mit integrierter Farbverwaltung wie Gnome oder KDE muss nur in den allgemeinen Einstellungen zur Farbverwaltung das Standard-Monitorprofil gesetzt worden sein.
Bei Umgebungen, die keine integrierte Farbverwaltung haben, wie z. B. XFCE, Openbox etc. muss eine Brücke zu colord gebaut werden. Ich kenne mich mit Cinnamon nicht aus, vermute aber mal, dass das Standard-Monitorprofil wie bei Gnome über den gnome-color-manager gesetzt werden kann.

Falls das nicht der Fall sein sollte und für Darktable eine colord-Brücke gebraucht wird, geht das durch die Installation von xiccd und einem Starter zum Profil – z. B:

xiccd /usr/share/color/icc/colord/MeinMonitorprofil.icc &

Bei Bildbetrachtern mit ordentlicher Farbverwaltung ist die Auswahl nicht groß. Geeqie macht das sehr gut, ist aber bei der Profilverarbeitung relativ langsam. Zum Durchblättern größerer Verzeichnisse bevorzuge ich deshalb XnViewMP.

Gruß, Werner

werna

Danke derweil, am Wochenende habe ich endlich Zeit mich damit zu beschäftigen.
Gruß
W

werna

habs jetzt durch denke ich :-)
Darktable, Gimp, Geeque, Firefox, und Digikam arbeiten jetzt mit dem Farbprofil

anscheinend verwendet auch der Cinnamon Bildbetrachter das Systemprofil somit hat der jetzt Viewnoir abgelöst.

Was passiert wenn ich jetzt einen 2ten Monitor Anschließe um damit die Bilder zu entwickeln?
switcht dann das Systemprofil automatisch auf ein anderes um, was ich für diesen Monitor dann halt erstellt habe?