Arch Linux

Archlinux als Produktivsystem?

pabatribick

Hallo ihr!

Wie sieht's aus, wenn man Archlinux als Produktivsystem einsetzt für folgende Dienste: Apache, PHP, MySQL, Dovecot und Postfix?

Was ich so lesen konnte, sollte man Archlinux nicht als Produktivsystem verwenden, da alles ziemlich schnell Upgegradet wird? Ein bekannter meinte jedoch, es sei trotzdem sehr gut und ich sollte von Debian auf Archlinux umsteigen.

Der Grund ist, ich möchte auch aktuelle Programme haben, wie eben Apache und PHP (MySQL muss jetzt nicht unbedingt so aktuell sein) aufgrund des Sicherheitsrisikos, da ich leider schon mal über meinen Apache (alte Version 2.2.16) Angegriffen wurde aufgrund eines Bugs in Apache selbst.

Was meint ihr dazu?

efreak4u

Der Server von Archlinux.de laeuft mit Archlinux. Zwei meiner root-Server laufen mit Archlinux (ebenfalls mit HTTP/PHP, Datenbank und Email-Server).

Ich persoenlich habe weitaus weniger Probleme mit Arch, als 2010/2011, wo die Server noch unter Debian liefen.

pabatribick

Ich persönlich finde Debian und Ubuntu ja ganz nett, aber an den Updates mangelts einfach, das kann man dann als Produktivsystem auch nicht einstezen, wenn die Version des Webservers 1-2 jahre alt ist und immer mehr Bugs auftauchen 🙁

Derzeit kann ich mir alles selbst kompilieren und das ist teilweise mühsam, da oft auch fehler auftreten (wollen ^^).

Bin noch am überlegen, ob ich umsteige von Debian Wheezy zu Archlinux. Gibts sonst grobe unterschiede wenn ich umsteige? Ist noch etwas zu beachten? Dass der Paketmanager etwas anders ist, ist mir bekannt ;-)

Dirk

pabatribick schriebWas ich so lesen konnte, sollte man Archlinux nicht als Produktivsystem verwenden, da alles ziemlich schnell Upgegradet wird?

Letztendlich hast du die Wahl: Entweder eine Rolling-Release-Distribution nutzen und regelmäßig ums System kümmern, oder am EOL der verwendeten versionsbasierten Distribution neu installieren, weil ein Upgrade sowieso nie richtig klappt, und hinterher eh nichts mehr richtig funktioniert.

Leute, die behaupten, Rolling Release würde sich nicht für Server eignen, wollen eigentlich sagen: „Ich habe keine Lust mich nach dem aufsetzen des Servers noch weiter um diesen zu kümmern“.

… allerdings kannst du selbstverständlich auch Arch einfach nur aufsetzen, und dich nie drum kümmern, musst dieses aber auch nach 2-3 Jahren vermutlich einfach neu installieren, weil das dann die einfachste und schnellste Lösung ist.

pabatribick

Dirk schriebEntweder eine Rolling-Release-Distribution nutzen und regelmäßig ums System kümmern, oder am EOL der verwendeten versionsbasierten Distribution neu installieren, weil ein Upgrade sowieso nie richtig klappt, und hinterher eh nichts mehr richtig funktioniert.

Das isses ja, da soll zum einen ein Server ständig Online sein, aber wie, wenn das Dist-Upgrade nicht hinhaut, oder die Version schon so veraltet ist, dass du das ganze, wie du schon geschrieben hast, komplett neuaufsetzen musst.

Was mir noch Bauchschmerzen bereitet ist: Was ist nun genau gemeint mit "ständig um den Server kümmern" im bezug auf Archlinux? Ich mein, das muss ich sowieso, nur kann ich eben nicht so oft etwas Updaten wie wahrscheinlich dann bei Archlinux 😃

Creshal

Dirk schriebLeute, die behaupten, Rolling Release würde sich nicht für Server eignen, wollen eigentlich sagen: „Ich habe keine Lust mich nach dem aufsetzen des Servers noch weiter um diesen zu kümmern“.

Warum von Hand jedes Mal am Server rumpfuschen, wenn er sich bei non-RR-Distris innerhalb eines Releases automatisch aktualisieren kann?

Also ne, bei 50 Servern mit Arch würden mir irgendwann die Hände bluten, Konfigurationsmanager hin oder her. 🙂

Kabbone

Ich würde sagen, dass es für den Servereinsatz durchaus geeignet ist, ich hab auch auf dem Desktop bei Updates kaum Schwierigkeiten und wenn, dann sind das in den allermeisten Fällen Pakete, die du eh nicht auf dem Server installiert hast. Bei mir lief es wohl ca. 1 Jahr auf einem Pi als Server und dieser Zeit kann ich mich an kein größeres Problem erinnern.

Was mich allerdings noch interessiert:
Wie macht ihr das auf Produktivservern (der Pi war ja mehr eine Spielerei und nicht so wichtig, wenn der mal kurz nicht erreichbar ist) bei einem Kernelupdate? Da das Livepatching ja noch nicht integriert ist, muss doch der Server neugestarten werden oder nicht? Kernelupdates kommen halt bei Arch schon öfter mal vor

efreak4u

Eine Variante ist, nicht jeden neuen Kernel mitzunehmen, die andere Variante: einfach neu starten.. die 40-60 Sekunden fallen meist - besonders nachts um zwei - gar nicht auf. Auch gibt es die Moeglichkeit mittels kexec zur Laufzeit einen neuen Kernel zu laden. Habe ich persoenlich aber noch nie gemacht.

Starjumper

Dringend empfehle ich einen "Klon" des Arch vom Server in einer VM laufen zu lassen und dort stets vorab zu checken, ob nach Updates usw. noch alles im grünen Bereich ist. Ist zwar imho gute Praxis, aber bei Arch nochmals wichtiger. Insbesondere wenn größere Arbeiten anstehen sollten.

pabatribick

Erstmal vielen dank für die vielen verschiedenen Antworten!

Da gehen halt auch etwas die Meinungen auseinander, was mir nun dann auch etwas schwer fällt, wenn ich höre, es kommt ständig/oft ein Kernelupdate und ich muss die Kiste dann neustarten, das will ich auch eigentlich verhindern 🙁

Dann werde ich wohl erst mal bei Debian bleiben müssen und mir alles selbst auf den Server Kompilieren und Installieren.

Creshal

efreak4u schriebEine Variante ist, nicht jeden neuen Kernel mitzunehmen, die andere Variante: einfach neu starten..

Kernel ist eh wurst, so viel Hardware mit… kreativen Treibern hat der durchschnittliche Server jetzt nicht, dass es da nennenswert Probleme geben könnte (und wer nicht redundant genug ist, um einen kleinen Neustart zu überleben, hat es nicht anders verdient).

Userland ist eher das Problem, wenn z.B. libpng/imagemagick/php/mariadb/… aktualisiert werden und die API-Kompatibilität brechen. Alte Paketversionen selber via AUR zu maintainen oder alle gehosteten Applikationen zu fixen bezahlt dir selten jemand.

drcux

Starjumper schriebDringend empfehle ich einen "Klon" des Arch vom Server in einer VM laufen zu lassen

Perlen vor die Säue! 🙂

Ich wiederhole mich wohl, aber einfach alles in einer chroot laufen lassen und mit systemd-nspawn starten:

Mit arch-chroot zB. das DNS/DHCP-Serversystem (bei mir DNSMASQ) in /srv/chroot_DNS.DHCP installieren und mit systemd-nspawn starten:

systemd-nspawn -qbD /srv/chroot_DNS.DHCP -M dns_dhcp --link-journal=guest --capability=CAP_IPC_LOCK,CAP_SETUID,CAP_NET_ADMIN,CAP_NET_RAW --network-macvlan=enpXsY

In der chroot kann dann für das erzeugte Netdevice eine eigene IP vergeben werden, so kann man schnell mal die chroot stoppen, mit rsync sonstwohin kopieren und wieder starten. Die Kopie ist auch jedem anderen Arch-System lauffähig, es muss nur das Netdevice angepasst werden.
Vor dem Update System stoppen, rsync und System starten dauert weniger als 10 Sekunden, und man hat immer die vorherige Version des "Servers" komplett als Backup!