Mir gehts wie GerBra und ich werde auch mittelfristig eine andere Lösung als Arch suchen.
Über die Jahre hinweg war Arch in der Tat einfach KISS und hat mich als jemanden angesprochen, der gerne sein System gut kennt und tiefgehend verwalten möchte, aber kein leidenschaftlicher Admin ist, welcher sich mit Freude stundenlang bis tagelang mit irgendwelchen "Adminproblemen" beschäftigt.
Das Rolling Release Prinzip hat mich insofern angesprochen, dass nervige und problemträchtige Major-Updates vermieden werden zu Gunsten "technisch notwendigen kleinen Umbauarbeiten alle paar Monate", die auch stets gut beschrieben wurden (und auch noch werden). Ich kam aus der Fedora-Ecke, da war es bei mir so, dass nach jedem Major-Update ständig eine Reihe anderer Dinge nicht mehr funktionierte und man einen Haufen Arbeit hatte, damit es wieder wie vorher war - das könnte bei Fedora heute anders sein, aber ich habe schon ewig kein Fedora mehr genutzt.
Die Installation und Konfiguration von Arch ging nach einer kurzen aber sehr effektiven Einarbeitungszeit in der Tat extrem leicht von der Hand. Die rc.conf war im wesentlichen die wichtigste Zentrale, fertig.
Das führte über die Jahre dazu, dass ein Arch bei mir einfach lief und minimalste Wartungsarbeiten bzw. Adminpflege brauchte, obwohl es rolling release war. Es war eine sehr einfache, sehr stabile und sehr produktive Linux-Distri.
Leider gab es in letzter Zeit eine Reihe technischer Entwicklungen in Arch, die mich einfach nur nerven, weil ich auch nicht so recht die unbedingten technischen Notwendigkeiten erkennen kann, welche aber ne Reihe teils heftiger Umbauarbeiten in hoher Wiederholungsfrequenz erforderteten. Ich würde rein gefühlsmäßig sagen, dass ich dieses Jahr mehr heftige, teils haarige, manuelle Systemeingriffe tätigen musste, als in den gesamten Jahren zuvor.
Der für mich letzte Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte, war in der Tat die systemd Geschichte. Es ging aus meiner Nutzersicht wahnsinnig schnell, von systemd als " vielleicht mögliche Zukunft für Arch", bis hin zu "systemd ist nun Standard für Arch". Was dann in meinem Fall zu ärgerlichen Nebeneffekten führte, so dass ich gezwungen war auf systemd zu migrieren, obwohl ich weder Lust, Zeit noch Stimmung für einen Wechsel hatte und das System eigentlich gerade dringend brauchte. Diesen Teil der Meldung zur Umstellung auf der Hauptseite:
Ab Januar werden dann ohne weitere Vorankündigung die Unterstützung (z.B. rc-Skripte) aus den einzelnen Paketen verschwinden.
kann man sich schenken. Das ist schlichtweg schon jetzt der Fall. Dumm nur wenn man sich wirklich auf solche Aussagen verlässt und dann dumm da steht.
Wer mir jetzt sagen will: "Hey, was ist dein Problem, das ist eben Rolling Release, Arch ist dann das falsche für dich." Den frage ich, was für einen Sinn dann ein Arch hat, wo man ständig in Gefahr läuft nicht mehr produktiv tätig sein zu können. Soll das bedeuten: "Ist nur eine reine Spielwiese für leidenschaftliche Admins die sich über neues Spielfutter freuen?" Im übrigen gings doch die Jahre zuvor auch.
Gefühlsmäßig ist der Eindruck entstanden, dass Arch von Leuten gekarpert wurde, die sich Admintechnisch so richtig austoben möchten - sehr zum ungunsten der "durchschnittlichen User". Das fängt schon bei der Umstellung der Installation auf Skripte an, welche die Hürde für interessierte Einsteiger massiv erhöhen und endet im Moment quasi bei systemd. Wie soll ein unbedarfter Einsteiger bzw. Umsteiger dieses entstandene Durcheinander im Wiki und bzgl. System V, Initscripts und systemd inkl. eigenwilliger systemd Konfiguration erstmal begreifen? Hier hat GerBra es gut bezeichnet:
Ggf. ein Archlinux-Desktop-Projekt, in dem sich alles was sich ein Student diese Woche an "ultimativer Neuerung" ausgedacht hat inkl. systemd, wayland, etc. austoben könnte.
Dies wäre einfach die bessere Lösung gewesen. Verschlimmbesserungen, ohne echten technologischen Fortschritt, oder Bedarf sind einfach ätzend und sinnlos. Die paar gewonnen Sekunden beim Booten sind geschenkt und tragen zu nichts bei.
Den Rest hat GerBra ebenfalls gut erläutert und ich schließe mich ihm an.