Djingle schriebDa habe ich mich wohl geschnitten. Aber kann mir mal jemand erklären wozu man so viel Mathe in einem Informatikstudium braucht? Klar, jetzt kommt: "Um dies und jenes zu berechnen". Aber wozu braucht man "dies und jenes" in seinem späteren IT- Beruf?
Dazu wurde das meiste schon gesagt, ich ergänze nur:
Wenn Du wirklich "nur" Programmierer oder IT-Systemadministrator werden möchtest, solltest Du dir wirklich überlegen, ob du an einer Uni reine Informatik studierst. Ich will diese Berufe jetzt in keiner Weise abwerten, sondern nur sagen, dass dafür ein angewandter Studiengang an einer FH oder so vielleicht passender ist. An der Uni lernst du im Allgemeinen weniger Angewandtes. Viel mehr lernst du ein breites Grundlagenwissen und ganz ganz ganz viel Abstraktionsvermögen, logisches Denken und systematisches Angehen und Lösen von Problemen. Und genau das befähigt dich dann aus deinem gelernten Grundwissen zu schöpfen und auf komplexere Anwendungsgebiete auszuweiten (so theoretisch zumindest).
Und auch genau da spielt die Mathematik ins Spiel. Nirgends kann man schöner abstrahieren und lernen allgmein an Probleme heranzugehen. Denn stell Dir vor du hast in deinem Studium das Du dir vorstellst gelernt wie du Problem XYZ löst. Wenn Du in Deinem späteren Beruf dann auch nur dies machen musst ist gut und wenn Dich das ausfüllt um so besser. Wenn Du aber später mal Poblem XAZ oder gar ZBA lösen musst und nie gelernt hast abstrakt zu denken und an sowas heranzugehen, dann wirst Du dich damit schwertun.
Ganz zu schweigen von der Präzision, die die Mathematik versprüht. Es gibt keine schönere Sprache um Probleme oder andere Dinge wirklich 100% exakt zu formulieren. Und das lernst Du eben in Mathe, bzw. hast Du in einem Diplomstudiengang mit Anwendungsfach Mathe bisher gelernt. Wenn ich mir jetzt die Übungsabgaben meiner Info2-Studenten (viele Info-Bachelor, die viel weniger Mathegrundlagen machen müssen) anschaue bekomme ich regelmäßig das Grauen, wenn Mengen mit Funktionen verglichen werden oder andere magische Dinge passieren.
Djingle schrieb40 % Programmieren, 30 % Datenverarbeitung allgemein (Netzwerktechnik, Datenbanken, Betriebssysteme etc.), 20% Eletrotechnik (vielleicht auch Mikrocontrollertechnik oder sowas in der Art), 10% Mathe!
Ich persönlich sage, gut dass so mein Studium nicht aussieht. 😉 Ich zitiere immer wieder gerne meinen Info1-Prof: "Programmieren ist wie Klavierspielen: Sie müssen es immer wieder selbst tun um es zu lernen. Aber das müssen Sie schon selbst zu Hause tun, wir können Ihnen nur das Rahmenprogramm liefern, üben müssen Sie selbst!" So war es auch, bisher habe ich in meinen 7 Semestern genau eine Programmiersprache in der Uni gelernt: und zwar einen Schemedialekt im ersten Semester (nagut und einen Assemblerdialekt in Rechnersturkturen). Natürlich müssen wir ständig für irgendwelche Übungszettel in verschiedenen Programmiersprachen bearbeiten, aber wirklich >in der Uni gelernt< haben wir die nie.
Und wie gesagt: mir persönlich gefällt das gut - es gibt nämlich viel spannendere Dinge zu lernen als eine bestimmte Programmiersprache XY.
Djingle schriebDas finde ich sehr frustrierend! Insgeheim hoffe ich, es kommt jetzt jemand daher der meint, ein Informatikstudium sei hochinteressant. Aber gibts solche Leute überhaupt?
Soll ich ehrlich sein? Ich finde mein Informatikstudium hochinteressant! Vor allem aber wegen der Mathevorlesungen. Die meisten meiner bisherigen Informatikvorlesungen fand ich eher ziemlich langweilig (mit Ausnahme von Info2(Algorithmen und Datenstrukturen) und Theorie der Programmierung, was aber beides auch sehr Mathelastig ist).
Djingle schrieb Wie habt ihr euer Informatikstudium erlebt? War es wirklich so hart wie alle meinen? Mit meinem "etwas besseren" Computerwissen komme ich wohl nicht weit, oder?
Bisher: großartig. 🙂 (aber ich bin ja auch noch Diplomer, hihi) Und ja, der Matheteil ist hart, zumindest die ersten ein-zwei Semester, bis Du dich daran gewöhnt hast. Dann wirst Du es (hoffentlich) lieben, oder solltest drüber nachdenken, ob Du den richtigen Studiengang erwischt hast. Und nein mit "etwas besseren" Computerwissen" wirst du gar nicht weit kommen. Aber genausowenig weit kommst du mit Mathe LK oder so.
Also mein Tipp: Werde Dir klar, was Du machen möchtest: Zum einen was du lernen möchtest und vor allem wo Du später hin willst. Wenn Du Richtung "Programmierer oder IT-Systemadministrator" gehen willst, rate ich von einem Informatik-Hochschulstudium eher ab (nagut du könntest Wirtschaftsinformatik studieren, aber das will ja niemand [sorry]) sondern rate eher zu einem angewandteren Studiengang an einer FH oder dualem Studiengang oder ähnlichem. Wenn Du aber später mal in die Forschung oder Entwicklung möchtest, wenn Du mal wirklich hinter die Dinge blicken möchtest und wissen willst warum so viele Dinge von uns so funktionieren wie sie funktionieren, rate ich zu einem Hochschulstudium. Hat dann natürlich auch die genannten Konsequenzen.
Oha, das is lang geworden, aber ich hoffe das hilft Dir.
mfg, Christian
P.S.: guck nicht nur im Internet, sondern hör Dich auch mal im echten Leben da draußen um: Du kennst bestimmt irgendwie über ein paar Ecken jemanden der Informatik studiert. (Ich danke heute noch meinem Schwager, der mich davon abgebracht hat WI zu studieren - wie konnte ich damals nur auf so eine Idee kommen...)
Gut sind auch immer die Hochschulinformationstage. Die sind bei uns in Münster zwar gerade vorbei, aber vielleicht gibts ja ne Uni in Deiner Gegend, die für Leute in Deinem Alter Informationsveranstaltungen machen. Du kannst Dich natürlich auch einfach mal in eine Vorlesung reinsetzen, aber davon kann ich glaub ich nur abraten - das wird dich im Zweifelsfall nur abschrecken. *g*