T.M.
Naja.
Es ist fast ein bißchen merkwürdig. Alles geht. Und alles ist wie ich gedacht habe, daß es sein müßte. Dieses Arch ist schon beunruhigend cool, irgendwie.
Ich bin eigentlich schon lange Linux-User. Seit 1992, um genau zu sein, da war ich noch Student. Damals gab es Slackware, ich weiß nicht, ob es schon eine Versionsnummer hatte, es kam auf den berühmten 50 Disketten, die man sich per Post schicken ließ und die ich noch irgendwo im Keller habe. (Ich hab längst kein Laufwerk mehr dafür.) Und wer etwas auf sich hielt hatte natürlich auch Slackware. Ich weiß noch, die Installation des Basissystems bis zum ersten Einloggen konnte einen Tag dauern. Das lief bei mir einige Jahre auf einem 486er mit 16MB Speicher, und zwar mit X11 und fvwm! Ich hab unter anderem viel TEX da drauf gemacht ...
Dann verlor ich Linux ein wenig aus den Augen. Ich hatte beruflich immer mehr und dann ausschließlich nur noch mit Windows zu tun, legte mir auch privat einen Laptop zu, auf dem NT4 lief (der läuft übrigens heute noch). Und ich hab ein paar Jahre nur noch sporadisch Linux gemacht, vor allem auf virtuellen Maschinen, wie sie kurz vor der Jahrtausendwende aufkamen, um mal was zu testen. Ein Kollege riet zu S.u.S.E 7.2, das sei praktisch ultimativ im deutschen Sprachraum. Und es war ja damals auch gut und tauglich für Vieles.
Als sich meine berufliche Situation veränderte und ich plötzlich Unix-Rechner und -Netze (Solaris, HPUX) am Arbeitsplatz hatte, stieg mein Interesse. Mein neuer Laptop sollte nun auch ein Linux kriegen. Ich war allerdings noch der "Tradition" verhaftet, es müsse Suse ein. Aber Suse war eben inzwischen nicht mehr S.u.S.E., sondern openSUSE 10.2, und es hatte Gnome obendrauf und viele bunte Dinge, die ich von früher her nicht kannte, Tomboy und Banshee und so Zeugs, worüber ich mir damals nicht bewußt war. Grub war (tatsächlich per default!) so eingestellt, dass er sporadisch bunte Pinguine über den boot screen laufen ließ, zeigte also ein Verhalten, wie ich es bislang nur von Boot-Sektor-Viren kannte ... Auf Gnome hab ich bald verzichtet, es kam mir oft schwerfällig wie Windows vor. Mit fluxbox, wmii und endlich Xmonad war openSUSE zum Arbeiten erträglich, die Konfiguration allerdings war ohne YaST kaum zu meistern. Man mußte sich in dem umfangreichen /etc schon verdammt gut auskennen und selbst das eigene home-Verzeichnis wurde schnell zu einem Müllhaufen. Die 10.3 lief auf meinem Laptop gar nicht gut, ich hatte erhebliche Probleme mit der Grafikkarte. Die 11 war besser, aber ich begann, mich nach etwas anderem umzuschauen. Novell wurde mir suspekt.
Ich hatte eine Zeitlang Red Hat im Auge bzw. seine Derivate, vorallem CentOS. Ich hab nie ein Red Hat gehabt, aber der Gedanke, erneut von einer großen Firma und deren Politik abhängig zu sein, gefiel mir nicht. Stattdessen hab ich zuächst Lunar probiert und war damit auch recht erfolgreich. Aber die Kompilierzeiten gingen in die Tage für die einfachsten Dinge und mir wurde klar, daß dies für den Alltag wahrscheinlich nicht taugt. Die Zeit hat niemand. Ich hab nebenbei auch noch ein Leben! Ich hab dann gezielt in einem grafischen Stammbaum nach Linuxen gesucht, die weitgehend unabhängig sind, und bin auf Arch gestoßen, dessen Name mir von früher auch bekannt war. Ich hab ein paar interessante Artikel gelesen und ein Interview mit Judd Vinet. Das ausgezeichnete Wiki und das Forum haben dann eigentlich den Ausschlag gegeben.
Ich glaub, ich war schon immer Arch user, ich wußte es nur nicht.
T.M.